Ellert Nijenhuis, PhD & Team: Enaktive Traumatherapie

Beginn:
4. Jun 2026, 09:30
Ende:
30. Jan 2027, 17:30
Anmelde​schluss:
3. Jun 2026, 09:30
Kurs-Nr.:
W 112
Preis:
1760,00 EUR
Ort:
Bemerkungen:
Hybrid-Weiterbildung: Live in Brüssel und Online
Datum Beginn Ende Dauer Raum
4. Jun 202609:3017:30
5. Jun 202609:3017:30
6. Jun 202609:3017:30
15. Okt 202609:3017:30
16. Okt 202609:3017:30
17. Okt 202609:3017:30
29. Jan 202709:3017:30
30. Jan 202709:3017:30

Beschreibung

Hybrid-Weiterbildung – Live in Brüssel/Belgien und Online

Inhalte der Weiterbildung

Enaktive Traumatherapie ist eine Methode für die Behandlung von chronischen traumabezogenen Dissoziationen der Persönlichkeit und basiert auf der Theorie der Strukturellen Dissoziation.

Enaktive Traumatherapie wird durch den enaktiven Ansatz in Philosophie, Psychologie und Biologie beeinflusst - mit folgenden Prämissen:
Im Hinblick auf diesen Ansatz sind alle Menschen, ob traumatisiert oder nicht, 1. im Wesentlichen in ihrer Umgebung verkörpert und eingebettet. Sie sind 2. zielorientierte menschliche Organismus-Umwelt-Systeme, die in erster Linie bestrebt sind, ihre Existenz zu erhalten und 3. ursprüngliche affektive Systeme, die darauf ausgerichtet sind, Dinge zu verstehen. Der Mensch ist 4. darauf ausgerichtet, in sich als ein mentales und phänomenales Ich, eine Welt und ein Ich-als-Teil-von-dieser-Welt hervorzubringen.
Und 5. ist der Mensch bestrebt, primär Wissen auf der Grundlage der eigenen zielgerichteten sensomotorischen und affektiv aufgeladenen Aktionen zu erwerben.
Wie für jede Form des Lebens ist diese Inkraftsetzung das gemeinsame Ergebnis von Merkmalen des lebenden Organismus (Individuums) und Merkmalen der Welt.

In diesem Licht ist ein Trauma eine Verletzung eines gesamten menschlichen Organismus-Umwelt-Systems. Ihr Kern ist die mangelnde Integration verschiedener dynamischer Sehnsüchte und Bestrebungen: derjenigen, die die Sehnsucht danach haben, ein alltägliches Leben zu leben und vermeintliche Bedrohung zu vermeiden (insbesondere traumatische Erinnerungen), und solche, die die Sehnsucht danach haben, Integrität des Körpers zu verteidigen.
Bei dissoziativen Störungen nehmen diese Modi die Form von zwei oder mehr bewussten und selbstbewussten dissoziativen Subsystemen an, die ihr eigenes mentales und phänomenales Selbst, die Welt und das Selbst als Teil dieser Welt darstellen. Diese Subsysteme können als dissoziative Teile der Persönlichkeit des:der Patient:in bezeichnet werden, da "Persönlichkeit" als Organismus-Umwelt-System verstanden wird.

Eine Dreiheit von prototypischen dissoziativen Teilen kann unterschieden werden: Offensichtlich normale Teile der Persönlichkeit (ANP), die sich im täglichen Leben bewegen und sich bemühen, den Alltag zu navigieren und dabei traumatische Erinnerungen und emotionale Teile der Persönlichkeit (EP) zu vermeiden. In traumatischen Erinnerungen sind fragile Emotional Parts (EP`s) vor allem bestrebt, ihre Existenz angesichts der großen Bedrohung durch die Abwehraktionen von Säugetieren (z. B. Flucht, Einfrieren, Totstellen) zu bewahren. Kontrollierende Emotionale Teile (EP`s) streben danach, Kraft und Macht auszuüben, um den unerträglichen Gefühlen der Ohnmacht zu entkommen.
In diesem Zusammenhang können sie die Täter bis zu einem gewissen Grad nachahmen.
Die verschiedenen dissoziativen Teile neigen dazu, zu fürchten, zu verachten und zu vermeiden, können sich aber auch gegenseitig stören. Abgesehen von Phobien traumatischer Erinnerungen und dissoziativer Teile entwickeln viele Personen, die von ihren Eltern und / oder anderen signifikanten anderen vernachlässigt, misshandelt oder missbraucht worden sind, Phobien der Bindung und des Bindungsverlusts. Infolgedessen werden traumatische Erlebnisse und Erinnerungen sowie dissoziative Teile nicht integriert und bestehen als sensomotorische, affektiv aufgeladene Erfahrungen, die immer wieder nachgestellt werden.

Enaktive Traumatherapie ist das Bestreben, das integrative Defizit zu korrigieren.
Es umfasst den:die Patient:in und den:die Therapeut:in als zwei Organismus-Umweltsysteme, die eine gemeinsame Welt mitgestalten und bestrebt sind, gemeinsame Ergebnisse zu erzielen. Zusammen erzeugen sie neue Handlungen und Bedeutungen. Ihre Zusammenarbeit und Kommunikation ähnelt dem Tanzen: Es braucht Tempo, Abstimmung, Timing, Sensibilität für Gleichgewicht, Bewegung und Rhythmus, Mut sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, zu folgen und zu führen. Es geht um die Entwicklung von „Leidenschaften“ zu Handlungen und bewussten Aktionen. Der Einzelne engagiert sich mit Leidenschaften und erlebt Trauer, je mehr er:sie handelt, das heißt, von äußeren Ursachen beeinflusst wird. Je mehr die Patient:innen ihre eigenen Meister sind, desto mehr handeln sie und je mehr sie handeln, desto mehr erleben sie Freude.

Enaktive Traumatherapie ist dabei eine mitfühlende und engagierte Bemühung, das Bewusstsein auf Kommunikationsebenen zu bringen, die es erlauben, in für die Patient:innen machbaren Schritten, neue wohlwollende und heilende Erfahrungen entstehen zu lassen
Geführt von der Kraft und Macht der Aktionen und Handlungen des*der Patient*innen ist die Enaktive Traumatherapie bei komplexen und chronischen Traumatisierungen ein phasenorientierter Prozess, der körperorientierte Interventionen beinhaltet.
Grundsätzlich werden Körper und Geist als eine funktionale Einheit verstanden.

Das Weiterbildungsformat

Erstes Modul -  Referent:innen: Ellert Nijenhuis, Sina Hulten und Christoph Scherer
04 - 06. Juni 2026
täglich von 9:30 - 12.30 Uhr und 14.00 - 17:30 Uhr

Das erste Modul führt die Teilnehmer:innen in die Enaktive Betrachtung und die Theorie der traumabezogenen Dissoziationen ein.
Diese Ansätze unterstützen die Therapeut:innen, die häufigsten Symptome einer Komplexen Traumatisierung mit posttraumatischen Stresssymptomen, dissoziativen Symptomen und selbstzerstörenden Verhaltensweisen gut zu verstehen.

Der theoretische Hintergrund zeigt den Teilnehmer:innen, wie sie eine diagnostische Untersuchung durchführen können, und schließt die Diskussion zwischen echten und falsch-positiven Fällen komplexer dissoziativer Störungen ein. Die Teilnehmer:innen lernen ihre eigenen klinischen Fähigkeiten im Bereich der Auswertung diagnostischen Interviews zu verbessern und Selbsteinschätzungsfragen besser auszuwerten und interpretieren zu können.
Das erste Modul liefert auch das Rahmenkonzept einer phasenorientierten Behandlung. Die Phasen sollten nicht in festgeleger sequentieller Reihenfolge verstanden werden. Sie sind eher als eine spiralförmige Entwicklung zu verstehen, die der Erhöhung des Handlungsvermögens des:der Patient:in dienen, so dass sie traumatische Erfahrungen realisieren und integrieren können. 
Teilnehmer;innen werden mit einer Reihe von problem- und beziehungsorientierten Interventionen bekannt gemacht.

Sina Hulten und Christoph Scherer gestalten die erste Häfte und Ellert Nijenhuis die zweite Hälfte des Moduls.


Zweites Modul - Referent:innen: Ellert Nijenhuis, Sina Hulten und Christoph Scherer
15. - 17. Oktober 2026
täglich von 9:30 - 12.30 Uhr und 14.00 - 17:30 Uhr

Das zweite Modul bringt eine Vertiefung des Rahmenkonzeptes einer phasenorientierten Behandlung. Neben der ersten Phase wird auch die zweite Phase – bei der es sich um die Integration traumatischer Erfahrungen/Erinnerungen handelt - dargestellt und praxisorientiert erläutert und diskutiert.
Ein Teil der Psychopathologie der Überlebenden kann als Phobien vor seelischen Inhalten, nahen Bindungen und dissoziativen Agens begriffen werden. In diesem zweiten Modul sollen die Teilnehmer*nnen lernen, wie sie Überlebenden helfen können, diese Phobien schrittweise zu überwinden.
Das grundsätzliche Ziel dieses Behandlungsteils ist es, bei den Überlebenden die integrativen Fähigkeiten und seelischen Kräfte wachsen zu lassen. Dies soll Ihnen ermöglichen, wieder ein zufriedenes, lebenswertes Leben zu führen und sie darauf vorbereiten, die Integration der traumatischen Erinnerung zu bearbeiten und zu erreichen.
Die zweite Phase ist daran orientiert, die therapeutische Beziehung zu vertiefen und schrittweise die traumatische Erinnerung zu integrieren. Teilnehmer:innen lernen eine Reihe von solchen Behandlungsmethoden kennen. Ein generelles Prinzip dabei ist, so zu arbeiten, dass man innerhalb des Rahmens des Handlungsvermögens bleibt. Wenn die Therapie in diesem Sinne geführt wurde, kann in vielen Fällen ein stationärer Aufenthalt vermieden werden, da die Überlebenden schrittweise ihre Phobien vor "mehr-als-oberflächlichen" Beziehungen und traumatischen Erinnerungen überwinden.

Sina Hulten und Christoph Scherer gestalten die erste Häfte und Ellert Nijenhuis die zweite Hälfte des Moduls.

Drittes Modul - Referent:innen: Ellert Nijenhuis, Sina Hulten und Christoph Scherer
29. - 30. Januar 2027
täglich von 9:30 - 12.30 Uhr und 14.00 - 17:30 Uhr

Dieses letzte Modul beschäftigt sich mit einer Vertiefung der zweiten Phase der Behandlung und mit der dritten Phase.
Die dritte Phase zielt darauf, chronisch traumatisierten Personen zu helfen, ihre Phobie vor Nähe zu überwinden, die Bereitschaft zu entwickeln, normale Risiken einzugehen, die Phobie vor Veränderungen und einem normalen Leben zu überwinden. Dies ist normalerweise auch die Phase, in der die dissoziativen Agens voraussichtlich verschmelzen können, was eine komplette Integration bedeutet. Den Teilnehmer:innen wird ein Spektrum von Interventionsmöglichkeiten gezeigt, die alle auf das Erreichen dieses Zieles ausgerichtet sind.

Sina Hulten und Christoph Scherer gestalten die erste Häfte und Ellert Nijenhuis die zweite Hälfte des Moduls.


Folgendes Fachbuch von Ellert Nijenhuis wird die Weiterbildung begleiten.

Teilnehmende sollten dieses Buch vor Beginn der Weiterbildung erwerben.

Buch Ellert Nijenhuis

Ellert Nijenhuis: Die Trauma-Trinität: Ignoranz - Fragilität - Kontrolle. Vandenhoeck & Ruprecht. 2018

Alle Termine im Überblick
04. - 06.06.2026
15. - 17.10.2026
29. - 30.01.2027

Seminarzeiten
täglich von 9.30 – 17.30 Uhr

Seminargebühr
8 Ausbildungstage kosten 1.760,- Euro
Ratenzahlung in 3 Raten à 610,- Euro jeweils vor dem Wochenende möglich (1.830,-€).
Bitte tragen Sie Ihren Wunsch nach Ratenzahlung unter "Sonstiges" in das Anmeldeformular ein.

Zielgruppe
Ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen, Psychiater:innen, Heilpraktiker:innen für Psychotherapie und pädagogische / psychosoziale Fachkräfte, die Vorerfahrungen im Bereich Traumatherapie haben und mit komplex traumatisiertem Klientel arbeiten.

Fortbildungspunkte
Diese Weiterbildung wird von der Psychotherapeutenkammer Hamburg mit 80 Punkten akkreditiert.

Besonderer Service
Die Fort-/Weiterbildung wird aufgezeichnet und die Aufzeichnung(en) können von allen Live- und Online-Teilnehmenden direkt nach dem 1. Modul bis Ende Februar 2027 auf unserer Website im Downloadbereich angeschaut werden.

Veranstaltungsort für Live-Teilnahme
Tervuren bei Brüssel / Belgien
Genaue Adresse und Hotelmöglichkeiten werden noch bekannt gegeben.

Technische Voraussetzungen für die Online-Teilnahme:
PC, Laptop oder Tablet mit Kamerafunktion
Weitere Infos folgen nach Anmeldung.

 


Hier anmelden: Ellert Nijenhuis, PhD & Team: Enaktive Traumatherapie

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